Der Schöne und das Papier

Druckaufträge nimmt der HP Envy 100 e-All-in-One per E-Mail entgegen

Weil Apple keine Drucker macht, sehen Drucker immer noch aus wie Drucker: gräulich, monströs und unförmig. Man will sie aus den Augen haben, versteckt sie in Kästen oder im Büro, wo sie leise ihre Arbeit verrichten sollen.

Eine andere Bestimmung hat der neue Envy 100 e-All-in-One, kurz Envy. Geht es nach Hersteller Hewlett Packard (HP), soll Envy glänzen in der Welt, sich zeigen und bewundert werden. Für seinen prominenten Auftritt im Wohnzimmer oder in der Hotel-Lounge ist er bestens gerüstet: Die spiegelnde Gehäuseoberfläche aus Glas und Aluminium und die flache Form geben ihm einen edlen, frischen Anstrich; er ist kaum als Drucker zu erkennen.

Bedient wird er über einen berührungsempfindlichen Farbbildschirm mit dem Finger. Ein Netzwerkkabelanschluss fehlt, dafür ist das Gerät, das auch scannt und kopiert, mit WLAN ausgerüstet. Problemlos lässt sich Envy mittels Anleitung auf dem Monitor ins Heimnetz einbinden und von jedem Rechner im Haushalt ansteuern.

Internetfähige Mobilgeräte senden Aufträge via E-Mail

Envy unterstützt auch Apples Drucklösung Airprint, die nur mit HP-Geräten kompatibel ist. iPad und iPhone erkennen Envy damit auf Anhieb, sodass wir bequem vom Sofa aus Dokumente oder Fotos ausdrucken können. Das funktioniert anfangs problemlos, dann aber heisst es «Kein Papier im Drucker», was nicht stimmt. Envy bringt die Meldung immer wieder, bis wir den Auftrag abbrechen – und er zu drucken beginnt.

Mit Envy können wir auch von unterwegs drucken, indem wir ihm Aufträge per E-Mail senden; jedes Gerät hat eine eigene Adresse. Das funktioniert zum Teil tadellos, dann gibt es Aufträge, die dauern Stunden, bis sie ankommen. Da bin ich längst daheim und kann den Print vor Ort ausführen. Ohnehin nicht ganz klar ist uns, was diese Funktion für Vorteile bietet: Gibt es Dokumente, die nicht warten können, bis ich sie auf Papier banne? Zumal die Tendenz in Richtung Digitalisierung geht? HP verweist auf den Einsatz etwa in einer Hotel-Lobby, wo Gäste ihre Dokumente ohne Treiberinstallation direkt von einem internetfähigen Mobilgerät ausdrucken können.

Der schöne Envy passt zwar optisch ins Wohnzimmer – aber leider nicht akustisch. Er arbeitet nicht «flüsterleise» (Pressemeldung), sondern rattert und schnorchelt eben wie ein Tintenstrahler. Mit acht Schwarz-Weiss-Seiten pro Minute bricht er keine Geschwindigkeitsrekorde, dafür druckt er doppelseitig. Die Druckqualität ist durchschnittlich, aber alltagstauglich; für Fotodruck empfiehlt sich Envy nicht.

Neugierig machen die vorinstallierten und herunterladbaren Apps, die via Internet auf Webinhalte zugreifen: Sudokus, Formulare, eine Blog-Zeitung, Disney-Figuren zum Ausmalen und so weiter. Sie entpuppten sich als Spielereien, die erst mit HP-Support einsatzbereit waren und noch in den Kinderschuhen stecken. Der schöne Envy 100e-AiO ist für 350 Fr. im Fachhandel erhältlich.

© SonntagsZeitung; 6.2.2011 PDF