«Social Games sah man nicht kommen»

Heiko Hubertz über Europas Versäumnis

Online- und Browsergames gehören zu den wachstumsstärksten der Spielbranche. Sie sind direkt im Browser und gratis spielbar; die Firmen machen ihr Geld mit ein paar treuen Kunden, die für Zusatzdienste oder virtuelle Gegenstände Geld ausgeben. Die Hamburger Spieleschmiede Bigpoint ist «die Nummer 1 für Onlinegames und eines der Top-3-Gaming-Portale weltweit». Wir trafen Gründer und Chef Heiko Hubertz, 34, in Köln an der Gamescom.

Herr Hubertz, Spiele von Bigpoint findet man auf Facebook kaum. Hat Bigpoint den Trend der Social Games verschlafen?

Ganz ehrlich: ja. In Europa sah man das nicht kommen, weil hier lokale Netzwerke wie etwa StudiVZ wichtiger waren. Die US-Firmen waren näher an Facebook dran, und als sich das Netzwerk für Applikationen Dritter öffnete, setzten diese die Möglichkeit schneller um.

Bereuen Sie den Fehler?

Es war gar nicht schlimm, dass wir das verpasst hatten. Wir konzentrierten uns auf unser Kerngeschäft und konnten stark wachsen. Wir können heute auch soziale Features integrieren – etwa Freunde einladen –, ohne für Facebook zu entwickeln. So müssen wir nicht 30 Prozent des Umsatzes an Facebook abliefern.

Werden Sie künftig mehr Social Games entwickeln?

Wir werden künftig Spiele komplett auf Facebook anbieten.

Bigpoint hat im März in den USA ein Büro eröffnet. Dort ist der Browserspiel-Markt ja noch sehr klein.

Ja, wir haben jetzt 20 Leute eingestellt und wollen nochmals 60 bis 80 anstellen. Wir wollen nicht nochmals einen Trend verschlafen und sind deshalb nach San Francisco gegangen, wo die Innovationen herkommen.

Was ist die grösste Herausforderung dabei?

Die grosse Frage wird sein, ob die Amerikaner bereit sind, ausserhalb von Facebook und ausserhalb der Konsole zu spielen.

Browserspiele bieten heute «Konsolenqualität» – richten sich diese vor allem an Hardcore-Spieler?

Casual Games für jedermann wird es weiterhin geben. Doch künftig sollen auch Konsolenspieler im Browser spielen. So erweitern wir unsere Zielgruppe.

Diese Hardcore-Spieler wollen Sie in den USA gewinnen?

Ja, sie sind bereit, für bessere Schwerter oder Waffen einiges mehr zu zahlen als Gelegenheitsspieler.

Was bringt die Zukunft?

Es gibt nicht nur einen Weg: nur Social Gaming, nur Konsole oder Browserspiele. Der Nutzer der Zukunft will überall und jederzeit spielen, im Browser, mit dem Handy, der Konsole. Das Stichwort heisst «Crossplattform».