Auf den Puls Gefühlt

Fitnessarmbänder überwachen die kleinste Bewegung – das Rating

Simone Luchetta

Vielleicht haben Sie eine App, die Ihre Schritte zählt oder die Joggingstrecke per GPS trackt. Leider brauchen diese Funktionen ganz schön viel Akku. Besser fährt man mit den neuen Fitnessarmbändern: Eingebaute Sensoren überwachen die kleinste Bewegung des Trägers, sogar im Schlaf. Sie zählen Ihre Schritte, schicken die Daten ans Handy, wo sie in einer Statistik aufbereitet werden. Ziel der Tracker ist es, zu mehr Bewegung zu motivieren. Erreicht man das (selbst gesetzte) Tagesziel, wird man etwa mit virtuellen Medaillen belohnt. Derzeit sind vier Tracker erhältlich: das Fuelband von Nike (170 Fr.), Up von Jawbone (150 Fr.), Fitbit Flex (120 Fr.) und Pulse von Withings (140 Fr.). Wir haben sie mehrere Wochen lang gleichzeitig getragen und Punkte verteilt:

Design Optisch eindeutig am besten gefällt uns Nike Fuelband: cooles Design, robuste, durchsichtige Gummioberfläche, durch die man das elektronische Innenleben erkennen kann. Drückt man auf die Taste auf dem Band, leuchten im praktischen Minidisplay farbige Punkte auf und zeigen die Uhrzeit oder die Anzahl Schritte an. Auch Up und Flex sind aus Gummi, wobei Up etwas steif geraten ist, während Flex einen umständlichen Verschluss hat. Zudem fiel das Band nach drei Wochen auseinander. Alle drei Armbänder drücken beim langen Tragen leicht, deshalb sollte man sie gross genug kaufen. Aus der Reihe tanzt Withings Pulse, ebenfalls mit Display. Pulse steckt man am Tag an ein Kleidungsstück, nachts in ein bequemes Stoffband am Handgelenk.

Funktionen Alle Tracker, ausser dem Fuelband, erfassen auch den Schlaf, sofern man manuell auf Schlafphase umschaltet. Allerdings dünkt uns die Aufteilung in Leicht- und Tiefschlaf etwas beliebig. Bei Flex und Up kann man Aktivitäten wie Velofahren oder Yoga manuell nachführen. Fuelband und Flex berechnen zudem den Kalorienverbrauch, und alle, ausser Up, zeigen auch die Zeit an. Am meisten bietet Withings Pulse mit Höhenmeter-Angabe, Schätzung der zurückgelegten Distanz und einem Pulsmesser.

Datenübertragung Hier zügelt Flex die meisten Punkte ab, da man für die Synchronisation nichts tun muss, ausser das Band einmal via Bluetooth mit dem Handy zu verbinden. Auch bei Withings und Nike geht die Übertragung via Funk, man muss sie aber durch Knopfdruck auslösen. Up dagegen muss man mechanisch über einen Klinkenanschluss am Audioausgang andocken.

Genauigkeit Wer eine genaue Zählung der Schritte erwartet, wird enttäuscht. Was die Tracker letztlich ausgeben, sind Richtwerte. Nicht immer können sie unterscheiden, ob der Träger nur den Arm hebt oder geht. Tendenziell zählt Up rund 15 Prozent zu viele Schritte, Flex irrt um +/–10, Fuelband um rund +/–5 Prozent. Am präzisesten ist Withings mit etwa 3 Prozent Abweichung.

App Die Nike-App gibt es nur für iOS-Geräte, alle anderen auch für Android. Alle Apps sind ähnlich aufgebaut und beglücken Statistikfreunde mit schönen Diagrammen. Die Nase vorn hat die Up-App, weil sie ohne Computerprogramm auskommt, man bequem andere Aktivitäten nachführen und Trends ablesen kann. Auf dem Fuss folgt die ähnliche Flex-App, dann die deutlich weniger umfangreiche Nike-App. Das Schlusslicht ist Withings Pulse, weil man für die Trendanalyse den Computer braucht.

Akku Logischerweise hält mit zehn Tagen der Akku von Jawbone Up am längsten, da keine energiehungrige Bluetoothverbindung unterstützt werden muss. Der Akku von Withings Pulse und Nike reicht etwa eine Woche, während Flex alle fünf Tage an die Steckdose muss.

Fazit Aussenseiter Pulse, den man nur nachts am Handgelenk trägt, gewinnt überraschend das Rennen vor Flex und unserem heimlichen Favoriten Fuelband. Leicht abgeschlagen: Jawbones Up.

 

Erschienen in der SonntagsZeitung vom 1.September 2013.