Im Doppel einsame Spitze

Fuji und Panasonic bieten mit der X-E1 und der GH3 zwei unterschiedliche Kamera-Konzepte, die Hervorragendes leisten

Simone Luchetta

Gleich zwei spiegellose Systemkameras setzen in ihrer Klasse neue Massstäbe: die kompakte Fujifilm X-E1 und die Lumix GH3 von Panasonic. Wir haben die beiden ausprobiert: Die Neuste der X-Serie von Fujifilm hat sofort unser Nostalgikerherz erobert. Ich sehe sie an und fühle mich an meinen ersten Apparat erinnert, eine Carena (von einem Kamerahersteller aus Liechtenstein, der in den 1970er-Jahren in Konkurs ging und die Marke an Interdiscount verkaufte, der sie für japanische Noname-Kameras benutzte).

Wie bei jener ist das Gehäuse der X-E1 kantig und hat eine genarbte Oberfläche, die angenehm griffig ist. Überhaupt wirkt sie robust und gut verarbeitet. Sie wiegt rund 350 Gramm, zusammen mit dem Objektiv aber etwa das Doppelte, sodass man sie zum Fotografieren besser mit beiden Händen hält. Dennoch ist sie deutlich kleiner als eine Spiegelreflex; sie lässt sich um den Hals seitwärts am Riemen mittragen, ohne dass man sie gross spürt.

Motivprogramme sucht man bei der X-E1 vergebens. Gedacht ist sie für den manuellen bzw. halb automatischen Betrieb. Sie hat oben ein Drehrad, um die Belichtungszeit (bis 1/4000s) einzustellen; sogar ein «B» gibt es für Langzeitbelichtungen. Ein zweites Rad dient der Belichtungskorrektur, und mit einem Ring lässt sich direkt am Objektiv die Blende wählen. Leider fehlen am getesteten 18-55er-Zoomobjektiv Blendenzahlen; sie werden dafür im superscharfen, neuen OLED-Sucher angezeigt, wie auch alle anderen Infos, die auf dem eher knapp bemessenen 2,8-Zoll-Bildschirm sichtbar sind. Weiter gibt es ein paar Knöpfe, die das Eintauchen in Menüs über weite Strecken überflüssig machen. Will man indes von der Doppelbelichtungsfunktion Gebrauch machen, kommt man nicht darum herum.

Auf Panasonics Touch-Display kann man zoomen und wischen

Im Innern der Kamera steckt ein grosser, in Spiegelreflexkameras üblicher APS-C-Sensor, mit einer vernünftigen Auflösung von 16 Megapixeln. Das führt zu einer exzellenten Bildqualität, auch noch bei ISO 1600. Dafür sorgt auch das neue 18-55er-Objektiv, das in Fachmagazinen sehr gut abschneidet und erstaunlich schnell fokussiert. Schwach ist die X-E1 dafür in Sachen Video. Das zeigt sich auch daran, dass es keinen Knopf dafür gibt.

Ambitionierte Videografen seien an die Lumix GH3 verwiesen, in die Panasonic seine gesammelte Videoerfahrung gesteckt hat. Sie kommt für weniger als 2000 Franken mit integrierten Timecodeaufzeichnungen und Bitraten von bis zu 72 Mbps; damit genügt sie den Anforderungen von TV-Sendern. Weiter hat sie einen externen Mikrofoneingang, einen Kopfhörerausgang, und der Ton lässt sich manuell einstellen.

Die GH3 hat auch sonst alles, was Kameras heute haben können: einen grossen 3-Zoll-OLED-Touchscreen, auf dem man nicht nur auslösen, sondern auch zoomen und wischen kann. Via Wi-Fi lassen sich Smartphones als Fernbedienung einsetzen und die Schärfe, ISO etc. einstellen. Für wichtige Funktionen wie Belichtungskorrektur gibt es auch Knöpfe, so kann der Fotograf die Werte anpassen kann, ohne das Auge vom Sucher nehmen zu müssen.

So viele Funktionen brauchen indes ihren Platz: Die GH3 ist nicht mehr kleiner als eine Einsteiger-Spiegelreflexkamera – für uns ein grosser Nachteil.