Nokias letzte Chance

Das Lumia 800 ist eine Lichtgestalt – der Anschluss an die Smartphone- Konkurrenz könnte gelingen

Henry Tirri bringt es auf den Punkt: «Es ist eher ein Kunstobjekt als ein Stück Technologie», sagte der neue Technik-Chef von Nokia an der Nokiaworld 2011 in London zu Journalisten. Die Rede ist vom Nokia Lumia 800, dem ersten Handy der Finnen mit Windows Phone. Es wurde an der Hausmesse vorgestellt und ist Nokias letzte Chance, im Smartphonemarkt den Anschlusstreffer zu erzielen.

Tatsächlich ist Nokias Lichtgestalt super chic. Äusserlich ist sie vom Nokia N9, das noch mit Meego angetrieben wird, kaum zu unterscheiden. Nimmt man das Lumia 800 in die Hand, fühlt sich das ausgesprochen gut an. Wie das N9 ist es aus einem Stück Polycarbonat gefräst, also eigentlich aus Plastik, wirkt aber viel besser: modern, elegant, robust. Es hat ein leicht gewölbtes Amoled-Display, einen 1,4-GHz-Prozessor und eine 8-MP-Kamera mit Carl-Zeiss-Optik.

Schalten wir das Gerät ein, finden wir uns auf der bekannten Windows-Phone-Oberfläche wieder, wo quadratische Icons lustig blinken. Und klar wird: Was wir in der Hand halten, hat nur noch wenig mit Nokia, aber viel mit Windows zu tun.

Was unterscheidet nun das Lumia 800 von Windows-Phone-Modellen der Konkurrenz? Was bringt Nokia die vor acht Monaten angekündigte Allianz konkret? Die Antwort fällt mager aus: Mit ESPN einen Sportsender, der vor allem in den USA attraktiv ist. Zweitens: Nokia Drive, ein Navigationssystem, das auch offline verwendet werden kann. Praktisch. Allerdings kann man sich diesen Dienst via maps.nokia.com auch auf iPhones holen.

Leider liess sich Dienst an der Konferenz nur anschauen, aber nicht testen, da an der Hausmesse des Handyherstellers WLAN ständig überlastet war. Das gilt auch für das dritte Unterscheidungsmerkmal zu anderen Windows Phone-Geräten: Radio mix. Nokia Mitarbeiter stellen für diesen Dienst wöchentlich aus den 15 Millionen Songs im Ovi Store Channels wie Rock/Pop, Funk, Acid ä 50 Titeln zusammen, die man gratis und ohne Registrierung streamen kann. Vier Channels, also 200 Lieder können Lumia-Besitzer sogar gratis aufs Handy laden - aber nicht auf den PC verschieben. Radio mix ist ein nettes Feature, allerdings nichst für Musikfans, die ihre eigene Musik hören wollen.

Ob sich für Nokia künftig der Pakt mit Microsoft besser auszahlen wird, beantwortet Tirri nicht befriedigend. Sicher ist, dass Nokia mit Lumia 800 auf Schönheit setzt. Die Rechnung könnte aufgehen. Das Gerät ist ab Januar für 650 Franken erhältlich.

Preis/Leistung ★★✩✩

Bedienung ★★★✩

Design ★★★★

Akku ★★✩✩