Samsung Galaxy S3 vs HTC One S (PDF)

das ist die lange Ur-Version des Textes, der für die Zeitung heftig gekürzt werden musste:

Die Samsung-Managerin sagte es am Donnerstag klipp und klar: „Das ist unser Champion“. Sie meinte damit das neue Flaggschiff Samsung Galaxy S3, das offizielle Smartphone der Olympischen Sommerspiele 2012. Die Südkoreaner präsentierten es vor 2000 Gästen mit viel Brimborium in London, wo die Olympiade statt finden wird. Ob das Top-Gerät im hart umkämpften Smartphone-Markt wirklich gewinnen wird, wird sich weisen. Deutlich macht die Äusserung aber, dass Samsung grosse Erwartungen in das neue Spitzen-Modell setzt.

Wir hatten die Gelegenheit, einen ersten Blick auf das S3 zu werfen. Schon an dieser Stelle sei verraten: Es ist mit seinem Vierkern-Prozessor rasend schnell. Fast so schnell, aber nicht ganz so flott ist ein anderes Top-Modell, das uns am Mobile World Congress in Barcelona im Februar positiv aufgefallen ist und das wir ausführlich getestet haben: das HTC One S. Wir haben die beiden Top-Handys miteinander verglichen.

Beim Testgerät HTC One S sticht sofort die wertvolle Verarbeitung und das ansprechende Design ins Auge: Das Aluminium-Gehäuse wirkt hochwertig, das Gerät ist mit 7.8 mm superflach, formschön und liegt mit den abgerundeten Ecken und Kanten angenehm in der Hand. Bei den ersten Testern soll sich nach kurzem Gebrauch der Lack gelöst haben, wie man in einschlägigen Foren lesen konnte - davon sind wir verschont geblieben.

Der grosse 4.3-Zoll-Bildschirm ist gestochen scharf, die Kontraste hoch, die Farben frisch und satt. Obwohl das One S nur einen Zwei-Kern-Prozessor hat und keinen Vierkern, wie etwa sein grosser Bruder One X, arbeitet es extrem flott. Man berührt eine App - und schon ist sie offen. Bestätigt wird dieser Eindruck auch von den Benchmark-Tests der Fachmagazine: Das One S schwingt in punkto Geschwindigkeit regelmässig oben aus.

Möglich machen das nicht zuletzt die 1 Gigabyte Arbeitsspeicher, die den Prozessor unterstützen. Nicht verwunderlich ist, dass das Gerät in Betrieb rasch sehr warm wird. Damit einher dürfte ebenfalls ein hoher Energieverbrauch gehen: Jedenfalls dünkt uns die Akkuleistung eher schwach, aber nicht schwächer als bei einem iPhone. 

Positiv überrascht hat uns die neue HTC Sense 4.0-Oberfläche: Sie ist optisch ansprechend und übersichtlich gestaltet und bietet schnellen Zugriff auf die wichtigsten Apps und Widgets.

Enttäuscht hat uns dagegen die 8-Megapixel-Kamera, zumal HTC gerade mit ihr dieses Handy an die Leute bringen will und sie dementsprechend lobt. Der Autofokus hat oft grosse Mühe, scharf zu stellen, besonders auch im Makro-Bereich. Sicher ist die Kamera recht lichtstark, aber leider haben alle Bilder einen starken, unnatürlichen Rot-Stich. Dafür ist es möglich, während des Filmens zu fotografieren. Und auch Serienbilder zu schiessen.

Soweit, so gut. Das One S hat fraglos das Zeug, HTC nach zwei miserablen Quartalen wieder an die Smartphone-Spitze aufschliessen zu lassen. Was hält Samsung dagegen? Die Koreaner hatten gerufen und Grosses angekündigt, gespannt reisten 800 Journalisten nach London. Schliesslich hat Samsung nach Berechnungen von Marktforschern im letzten Quartal wieder die Spitze im Smartphone-Markt vor Apple übernommen. Samsung kam auf 42 Millionen Smartphones und einen Marktanteil von 30 Prozent, gemäss Zahlen von IDC. Apple verkaufte in derselben Zeitspanne 35,1 Millionen Handys. Was also hat Samsung im Köcher?

Das Galaxy S3: ein Tech-Bolide mit NFC-Funkchip, Spracherkennung und ein paar überraschenden Funktionen - aber auf Revolutionäres, Innovatives warteten die Gäste in London vergebens. Sicher, der Vierkern-Chip setzt an Leistung noch einen drauf. Das S3 arbeitet noch zügiger als das HTC One S. Zudem kann man gleichzeitig Video schauen und etwa eine Google-Suche durchführen. Ebenso übertrumpft Samsungs S3 das One S in Sachen Bildschirmgrösse: der 4.8-Zoll-Bildschirm ist riesig, superscharf und eignet sich wunderbar zum Videoschauen. Dafür dürfte das Handy für viele jenseits der handlichen Hosensack-Grösse liegen.

Nimmt man das grosse Galaxy S3 in die Hand, fällt das erstaunlich leichte Gewicht auf. Zurückzuführen ist das auf das Plastikgehäuse, das dem Top-Handy leider einen etwas „billigen“ Anstrich gibt. Seine Kamera macht im Kurztest einen schnellen Eindruck. Die Bilder im Test scheinen nicht überragend, aber farbecht, die Qualität ist im direkten Vergleich mit dem One S deutlich besser. Sie schiesst auf Wunsch bis zu 20 Serienbilder und wählt - Nikon 1 lässt grüssen - das beste aus, unserer Meinung nach nicht immer das passende. Sie erkennt weitetr, wer auf einem Foto abgebildet ist und offeriert, diesen Freunden per Klick das Bild als MMS zu versenden. Die Spracherkennung „S Voice“ ist bei Apple abgeschaut und konnte vor Ort wegen des Lärms leider nicht befriedigend ausporbiert werden. Jedenfalls soll das S3 auch Hochdeutsch verstehen.

Es kann aber nicht nur hören, sondern mit der 1.9-MP-Kamera auf der Frontseite auch erkennen, was der Nutzer will. So identifiziert es beim E-Book-Lesen oder Surfen dessen Augen und merkt, dass es verwendet wird; es behält seine helle Bildschirmbeleuchtung, und man muss nicht immer wieder den Bildschirm antippen, wenn er schwarz wird.

Dazu kommen weitere kleine Features, die Kaufanreize schaffen sollen, aber letztlich Spielereien sind, die sich auf Dauer nicht durchsetzen dürften. Dennoch: Das Galaxy S3 ist ein grossartiges Gerät mit interessanten, neuen Bedienelementen, mit dem man ganz vorne (auch preislich) dabei ist. Es kommt am 29. Mai in weiss und blau in der Schweiz in den Handel. Wer es gern ein bisschen handlicher und günstiger hat, aber auch gern top ausgerüstet ist, dem sei von ganzem Herzen das HTC One empfohlen.

Simone Luchetta