So schützen Sie Ihr Kind im Internet

Das Wichtigste ist, dass Sie Ihren Sprössling auf seinem Weg ins Web nicht alleine lassen

Von Simone Luchetta

Städte bieten vieles, was Kindern gefällt: Mit Zoos, Abenteuerspielplätzen, Museen, Parks oder Kinos locken sie das junge Publikum. Aber deswegen lassen Eltern ihre Kids nicht allein durch die Stadt irren. Sie begleiten sie, weil sie wissen, dass ebenso viele Gefahren lauern. Genauso ist es mit dem Internet: Es bietet wertvolle Angebote für Kinder, aber Eltern sollten sie bei der Erkundung des Webs begleiten. Effektiver Kinderschutz fängt bei den Eltern an, auch im Internet.

Zudem erfolgt der Zugang zu neuen Medien immer früher. Bei den Vorschülern darf schon jedes vierte Kind an den heimischen Rechner, und fast jedes fünfte ist täglich im Internet, wie es in der etablierten Kids-Verbraucheranalyse 2011 des Deutschen Egmont-Ehapa-Verlags heisst. Die Zahlen gelten für Deutschland, in der Schweiz dürfte es sich ähnlich verhalten. Und je jünger die Kinder sind, desto mehr nehmen sie sich an den Eltern ein Vorbild, auch bei der Mediennutzung.

Aus dem Alltag lässt sich die Mediennutzung ableiten

«Studien haben gezeigt, dass sich die Mehrheit der Eltern heute bewusst ist, wie wichtig ihre Rolle bei der Medienerziehung ist», sagt Medienpädagogin Eveline Hipeli, die an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zum Thema forscht. Aber sind Eltern kompetent genug, Kindern im Netz beizustehen?

Laut Hipeli sind viele stark verunsichert und trauen sich wenig zu, wenn es um Computer und Internet geht: «Wenn sie aber beginnen, sich im Internet zu informieren oder Kurse besuchen, wird ihnen bewusst, dass sie gar nicht hilflos sind und durchaus mitreden können – das macht sie sofort selbstbewusster.» Sie merkten, dass sie aus dem Erziehungsalltag vieles auf die Mediennutzung ihrer Kinder übertragen können.

Im Folgenden beantworten wir die wichtigsten Fragen zu Internet, Datenschutz und Handy, die Eltern umtreiben.

 

1 Wie gut muss ich mich als Elternteil mit neuen Medien im Web auskennen?

Sie müssen nicht dauernd Kurzmeldungen auf Facebook publizieren oder Games so gut spielen wie der Nachwuchs. Aber Sie sollten über die Medien, die im Haushalt genutzt werden, Bescheid wissen, am besten schon vor dem Kauf. Sie sollten wissen, wie Onlinenetzwerke funktionieren, damit Sie Ihren Kindern, wenn das Thema aufkommt, Hilfe bieten können. Im Idealfall fühlen Sie sich so «fit», dass Sie die Vorteile der Medien erklären und Ihr Kind vor Risiken bewahren können. Auf www.swisscom.ch/enter hilft ein Test, herauszufinden, ob Sie auf dem Laufenden sind.

2 Warum braucht mein Kind bei der Mediennutzung Unterstützung?

Kinder werden immer früher mit sozialen Onlinenetzwerken, Videospielen, Handys und dergleichen konfrontiert. Alles, was Sie ihnen zuvor oder bei der Nutzung dazu erklären können, ist von Vorteil. Zudem kann man durch Begleitung das sichere Surfen von Anfang an üben. Und schliesslich ist es auch gut für Sie zu wissen, womit sich Ihre Kinder beschäftigen. Nur wenn Sie die Fertigkeiten und Vorlieben Ihres Kindes kennen, können Sie sinnvolle Regeln festlegen.

3 Ab wann sollte ich mein Kind ins Internet lassen?

Das hängt von der Fähigkeit und Entwicklung des Kindes ab. Unter vier Jahren ergibt es meist wenig Sinn, die meisten beginnen sich mit fünf fürs Internet zu interessieren. Surfen Sie gemeinsam mit dem Kind, und besuchen Sie Angebote für Kinder im Vorschulalter. Eine umfangreiche Auflistung von solchen Inhalten finden Sie bei Klicksafe.de.

4 Wie lange sollen Kinder im Netz surfen?

Es gibt wie in allen Erziehungsfragen kein Patentrezept. Eine pädagogische Empfehlung ist, dass kleinere Kinder nicht länger als 20 Minuten vor dem Bildschirm sein sollten. 7- bis 9-Jährige 45 Minuten, 10- bis 11-Jährige 60 Minuten pro Tag. Vereinbaren Sie mir Ihrem Kind feste Surfzeiten und achten Sie darauf, dass sie eingehalten werden. Berücksichtigen Sie bei der Festlegung der Zeiten auch die Nutzung von anderen Bildschirmmedien wie TV oder Games. Beim Abschalten des PC kann es zum Streit kommen; halten Sie diesen Streit aus und erklären Sie Ihre Position.

5 Was heisst konkret, «das Kind begleiten»?

Es bedeutet nicht, dass Sie es durchgängig kontrollieren oder beaufsichtigen müssen. In Rufweite sein reicht, damit sie gegebenenfalls helfen können. Die ganz Kleinen nehmen Sie bei der Hand und besuchen zusammen gezielt altersgerechte Angebote wie Kikaninchen.de oder MeinKika.de. Später ist das wichtigste Element das Gespräch. Lassen Sie sich vom Kind erzählen, was es im Netz erlebt hat, und zeigen, was es schon kann oder welches Spiel es gerade spielt.

6 Wie schütze ich mein Kind vor Inhalten wie Pornografie oder Rassismus?

Richten Sie den Browser für Ihr Kind ein und aktivieren Sie die Sicherheitseinstellungen im Betriebssystem. Richten Sie eine kindgerechte Startseite wie Blinde-kuh.de ein. Stellen Sie eine Linkliste mit Kinderangeboten zusammen. Wie das alles geht, erfahren Sie zum Beispiel auf Schaugenau.ch.

7 Sind Filterprogramme sinnvoll?

Ja, besonders um junge Kinder zu schützen und nur gewisse Seiten freizugeben. Solch ein Schutzprogramm finden Sie im Elternbereich auf Fragfinn.de oder Schaugenau.ch. Aber Achtung: Filter ersetzen eine pädagogische Begleitung nicht. Die Kids hebeln solche Barrieren irgendwann aus. Ebenso wichtig ist es, Ihrem Kind zu erklären, welche Art von gefährlichen Inhalten es im Netz gibt. Sagen Sie ihm, dass es zu Ihnen kommen soll, wenn es etwas entdeckt hat, was es nicht versteht.

8 Wo soll der Computer daheim stehen?

Der PC mit Internetanschluss sollte nicht versteckt sein, am besten richten Sie ihn in einem gemeinsam genutzten Raum ein. Falls der PC im Kinderzimmer steht, sollte die Zimmertür offen sein. Dabei gilt es, je nach Alter des Kindes, aber auch abzuwägen, wie viel Recht es auf Privatsphäre hat.

9 Was tue ich, wenn mein Kind gerne chattet?

Zeigen Sie Ihrem Kind Chats, die speziell für seine Altersgruppe konzipiert und von erwachsenen Moderatoren begleitet sind wie Kindernetz.de (Liste auf Chatten-ohne-risiko.net). Üben Sie mit ihm, dass es keine Namen, Telefonnummern oder E-Mail- Adressen preisgibt. Und sich nicht mit neuen «Freunden» aus dem Chat ohne Elternbegleitung trifft.

10 Warum können Daten nicht aus dem Internet gelöscht werden?

Selbst Bilder oder Texte, die nur wenige Minuten im Internet sind, sind nur schwer wieder zu löschen, weil sie längst irgendwo auf einem Server kopiert worden sind; oder vielleicht haben andere Nutzer eine Kopie gemacht. Was mit diesen Daten passiert, darüber hat man keine Kontrolle.

11 Was kann passieren, wenn Kinder zu viel von sich preisgeben?

Sind E-Mail und Handynummer der Kinder allgemein bekannt, können sie von anderen missbraucht werden. Klassenkameraden können ein Kind per E-Mail, SMS oder im Chat beleidigen oder blossstellen. Das nennt man Cybermobbing oder Cyberbullying. Viele Jugendliche schikanieren einander, indem sie sich pornografische Videoclips zusenden.

12 Was kann ich tun, wenn mein Kind Opfer von Cyberbullying ist?

Sichern Sie Beweise, indem Sie Kopien der unerwünschten Inhalte machen. Notieren Sie die Namen der verantwortlichen Nutzer. Fordern Sie den Betreiber der Plattform, wo die Inhalte aufgetaucht sind, auf, die Informationen zu löschen. Bei massiven Fällen von Cybermobbing sollten Sie Hilfe bei der Schule suchen oder eine Anzeige bei der Polizei machen. Gleichzeitig müssen Sie Ihrem Kind bewusst machen, dass sein Verhalten im Netz Spuren hinterlässt und Konsequenzen hat.