VOLL IN DIE RÖHRE GEGUCKT
Im vergangenen Jahr haben mir die Fotokamera-Hersteller am meisten Freude gemacht. Weil sie Haken schlugen, vom sinnlosen Pixelwahn hin zu grösseren Bildsensoren; von immer mehr Motivprogrammen und überflüssigen Funktionen zu Apparaten, die wieder das Fotografieren ins Zentrum stellen, wie die NEX-6 von Sony.
Weniger Erfreuliches gab es 2012 indessen von der Fernseherfront zu berichten. Denn die Hersteller haben genau das nicht getan. Samsung, LG, Sony und Co. sind noch immer im unsinnigen Grössenwahn gefangen - der an der IFA im Herbst präsentierte Sony 4K-TV mit 213 cm Diagonale (!) hat eben die Schweiz erreicht - oder übertrumpfen sich mit einer letztlich irrelevanten Dünne (4 oder 15 mm ist wohl nicht kaufentscheidend). Oder sie halten sich wie Samsung mit TVs auf, die zwei Zuschauern die Möglichkeit bieten, auf dem gleichen Bildschirm unterschiedliche Sendungen zu sehen, mittels einer 3-D-Brille mit eingebauten Kopfhörern. Who cares?
Denn was wir immer schon geahnt haben, hat das Marktforschungsunternehmen NPD Group mit einer aktuellen Studie bewiesen: Kaum ein Besitzer eines Smart-TV nutzt tatsächlich die Möglichkeiten, die das Gerät bietet. Weniger als 15 Prozent hören online Musik, surfen, shoppen oder nutzen Apps wie Twitter oder Facebook. Und wer je schon versucht hat, auf einem Smart-TV, egal ob von Samsung, LG oder Panasonic, zu surfen oder etwas zu schreiben, weiss auch, warum. Es ist mühsam und kompliziert, ohne zweiten Screen geht gar nichts. «Die Hersteller sollten weniger auf Innovationen fokussieren, sondern die Nutzererfahrung vereinfachen, wenn sie neue Verhaltensweisen vor dem TV erzeugen wollen», schliesst denn auch die Studie. Was heisst: Macht endlich brauchbare Oberflächen! Damit wir in einem Jahr hier auch einen TV empfehlen können.